Der IAU (International Astronomical Union) gehören über 12000 Profi-Astronomen an.
Alle 3 Jahre gibt es eine Generalversammlung, zuletzt 2015 Hawaii, 2012 Peking, 2009 Rio. Die letzte näher gelegene Versammlung wäre Prag 2006 gewesen, wo übrigens der Planet Pluto zum Zwergplaneten herabgestuft wurde, was die Pluto-Fans bis heute noch wurmt.
Im Jahr 2018 fand die 30. Generalversammlung in Wien im Vienna International Centre statt, das war für mich aus Südost-Bayern kommend ok, und Wien ist sowieso immer eine Reise wert. So besuchte ich am 24. August 2018 einen von 10 Veranstaltungs-Tagen. Die gesamte Veranstaltung zu besuchen hätte satte 600 € gekostet, und so gönnte ich mir einen Tag für 220 €.
Im Eingangsbereich des Konferenz-Zentrums präsentierten sich Forschungs-Institute, Teleskop-Hersteller und Raumfahrt-Organisationen.
Stark vertreten ist auch das aufstrebende China, z.B. mit dem weltgrößten 500-Meter-Radioteleskop Fast, das hier als Modell präsentiert wurde, im Bild rechts. Sogar Dörfer wurden umgesiedelt, um Funk-Störstrahlung in das sensible Teleskop zu vermeiden. Doch Besucher + Mitarbeiter machen trotz Mobiltelefon-Verbots Bilder, und funken dabei unabsichtlich immer wieder in die Riesenschüssel, was die Messungen stört.
Im Gegensatz zu Treffs von Amateuer-Astronomen geht es bei den Profis nicht um hübsche Bilder, sondern um das Verständnis der Physik der Objekte, und präsentiert dazu Tabellen, Diagramme und Formeln. Das kann manchmal ziemlich trocken und sogar unverständlich sein, wenn man nicht einer der Fachgruppen angehört. Überdies ist natürlich alles auf Englisch. Doch ich wollte mal eintauchen in die Welt der Profi-Astronomen. Und wenn ich einem Vortrag nicht folgen konnte, ging ich halt zu einem anderen der 7 parallel laufenden Vorträge.
So besuchte ich insgesamt 14 Vorträge, und war angenehm überrascht, dass davon 10 von Frauen gehalten wurden. Denn bei uns Amateuren hat man es fast ausschließlich mit Männern zu tun.
Astronomie interessiert aber alle Menschen, das merkt man bei dem Besucher-Mix der Volkssternwarten. Die Astronomie-Vereine würden sich sehr freuen, wenn mehr Damen beitreten würden.
In einem der Vorträge wurden künftige Raumfahrt-Missionen-Vorschläge aufgelistet, das B (englisch Billion) steht dabei für Milliarden Dollar. Meiner Meinung nach gut angelegtes Geld, denn man bedenke, dass es der Raumfahrt zu verdanken ist, dass wir keiner Ozonloch-bedingten UV-C-Strahlungs-Katastrophe entgegengehen, die bis Mitte des 21 Jahrhunderts unsere Lebensgrundlagen zerstört hätte. Denn die Nasa hat in den 1980ern schon einmal die Welt gerettet dank ihrer Beobachtungen zum Ozonloch aus dem Weltraum heraus.
Künftige Missionen bringen auch neue Erkenntnisse zu Planeten und deren Atmosphären. Damit lässt sich unser Heimat-Planet besser verstehen und hoffentlich auch schützen.
Auswahl einiger Projekte im Eingangsbereich
- EST: ein künftiges Sonnenteleskop mit 4 Metern Durchmesser auf den Kanaren.
Bei solchen Dimensionen denkt man zunächst an einen Sonnen-Schmelzofen, der Löcher in zentimeterdicken Stahl schmilzt. Doch man versicherte mir, das könne aufgrund des optischen Designs nicht passieren. - NANOGrav: aktuell sucht man sehr niederfrequente Gravitationswellen durch hochgenaue Messungen von Zeitabweichungen bei vielen Millisekunden-Radio-Pulsaren, wenn zwischen uns und den Pulsaren Gravitations-Wellen durchlaufen sollten. Wurde übrigens von einer indischen Forscherin erläutert.
- Square Kilometre Array, ein Radioteleskop mit über 1 Quadratkilometer Sammelfläche, hier präsentiert als Virtual Reality-Projekt
Auswahl von Firmen im Eingangsbereich
- ASA mit der kompakten Roboter-Sternwarte OGS, im Video von einer Installation
- QHYCCD, ein chinesischer Kamera-Hersteller, siehe Produkt-Katalog
- Die Kepler-Confiserie-Austria aus Linz bot Planeten-Pralinen im Stil der Mozart-Kugeln, doch einen Unterschied gibt es: je nach Planet sind die Pralinen anders zusammengesetzt. Ich hab Saturn verputzt, war sehr gut.
Einige der vielen Poster
- PAHST, ein geplantes faltbares Weltraum-Teleskop mit stolzen 8 Metern Durchmesser.
- Japanese Virtual Observatory portal zum Durchstöbern nach Bildern u.a. gemacht mit dem Subaru-Teleskops oder von Alma
Österreichische Amateur-Vereinigungen + Sternwarten
Hier eine Auswahl von Astronomie-Vereinen + Sternwarten, die sich vorstellten und mir noch nicht bekannt waren.
- Das DIRN Observatory südlich von Linz auf über 1000 Meter Höhe
- Der Österreichische Astronomische Verein besteht schon seit 1924 und hat über 750 Mitglieder, uns ist der grösste Astronomie-Verein in Österreich, und damit noch grösser als der uns wohlbekannte AAS (Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut), welcher im Herbst 2018 sein 30. feiert.
- Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie
- AMOS-Sternwarte auf dem Gerlitzen in Kärnten
- Observatorium Kanzelhöhe zur Sonnenbeobachtung am Ossiacher See
100 Jahre IAU im Jahr 2019
Die nächste Generalversammlung wird zwar erst 2021 in Südkorea stattfinden, doch 2019 feiert man ein ganzes Jahr lang das 100-jährige Bestehen der IAU, geplant sind weltumspannende Aktionen, da könnte für uns Volkssternwarten auch was dabei sein.
Das nächste Jahrzehnt will man laut „IAU Strategic Plan 2020-2030“ ehrgeizig anpacken, darin findet man übrigens auch die lange Liste der Unterabteilungen der IAU.
Für die öffentlichen Sternwarten ist vor allem das „Office For Astronomy Outreach“ interessant, es fördert die öffentliche Wahrnehmung der Astronomie.
Man darf gespannt sein auf die kommenden Ergebnisse der astronomischen Forschungen, die von der IAU maßgeblich vorangebracht werden.