Unsere Sternwarte im Wildfreizeitpark Oberreith wurde am 11. Oktober 2008 feierlich eröffnet und am 17. Oktober 2008 zum ersten Mal für regelmäßige Beobachtungsabende geöffnet. Unser Anliegen ist es, den Besuchern unserer Sternwarte die Wunder des Kosmos zu zeigen. Unsere Öffnungszeiten finden Sie hier.
Geplant, finanziert und errichtet wurde die Sternwarte von einer eigens gegründeten GbR, welche vom AIC unabhängig ist. Der Verein AIC mietet das Gebäude als Sternwarte an und darf sein Teleskop dort unterbringen.
Die Sternwarte ist im Gegensatz zu vielen anderen nicht in Kuppelbauweise ausgeführt, sondern wurde als Hütte in Stahlkonstruktion mit einem einseitig im 32°-Winkel geneigten Pultdach erbaut und mit Holz verkleidet. Die Grundfläche der Hütte beträgt 10 x 10 m. Das Dach ist, bis auf eine verschließbare Luke für das Teleskop, durchgehend mit Solarzellen belegt, dadurch kann die Sternwarte tagsüber als Solarkraftwerk dienen.
Die Hütte ruht auf einem kreisförmigen Fundament und ist im Ganzen drehbar. So kann sie tagsüber automatisch der Sonne folgen, um die Stromerzeugung zu maximieren. Eine derartige Doppelnutzung als Sternwarte und Solarkraftwerk war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme (2008) weltweit einzigartig und wurde bereits patentiert. Der folgende Film zeigt, wie die Sternwarte tagsüber der Sonne folgt.
Die Sternwarte ist mit einem Newton-Teleskop von 60 cm Spiegeldurchmesser ausgestattet. Zusammen mit dem dunklen Himmel in der ländlichen Umgebung garantiert es auch für ungeübte Beobachter ein einzigartiges Erlebnis. Während der Nacht kann die Hütte in jede gewünschte Richtung gedreht werden. Dieser Film zeigt die Bewegungen der Hütte im Laufe einer Beobachtungsnacht, und hier ein Zeitraffer der Sternwarte vom Tag
Für Vorträge steht in der Sternwarte eine moderne Projektionsanlage zur Verfügung. Tagsüber wird diese Anlage zur Vorführung astronomischer Lehr- und Informationsfilme eingesetzt.
Seit März 2015 haben wir einen neuen ansprechenden Prospekt ausliegen, in dem die Sternwarte, die Anfahrt und Termine beschrieben werden, umrahmt von hübschen Astronomie-Bildern.
Beobachtungs-Termine
- Die Sternwarte ist Freitag abends bei schönem Wetter und klarem Himmel geöffnet. Beobachtungstermine werden in der Tagespresse, hier auf dieser Seite und auf unserem Infotelefon 08073-9147161 mit aktuellsten Daten ab 19 Uhr bekannt gegeben. Ist ein Beobachtungstermin angekündigt, so ist 1 Stunde vor dem geplanten Beginn unter dieser Telefonnummer zu erfahren, ob die Veranstaltung tatsächlich stattfindet.
- Im Winter können Beobachtungen nur stattfinden, wenn es die Temperaturen und die Schneelage erlauben, das Dach der Sternwarte zu öffnen.
Bitte beachten Sie
- Denken Sie an ausreichend warme Kleidung und Schuhe, auch bei warmer Witterung. Da man sich beim Beobachten meist wenig bewegt, kühlt man selbst im Sommer schneller aus als man denkt. Die Sternwarte ist auch im Winter ungeheizt.
- In der Dunkelheit ist besondere Vorsicht auf dem Weg zur Sternwarte und auf den Stufen am Eingang geboten. Um die Nachtsicht der Augen nicht zu beeinträchtigen, müssen wir auf Beleuchtung verzichten.
- Aus demselben Grund bitten wir auch darum, in der Sternwarte auf die Benutzung von Taschenlampen und von Smartphones zu verzichten.
Gruppenführungen
Wir bieten auf Wunsch Führungen für Gruppen, Schulklassen und Ferienprogramme an. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an den 1. Vorstand.
Telefon: 08638 / 884 2864
Mail: termine@astronomie-im-chiemgau.de
Kontaktdaten finden Sie auch im Impressum.
Eintrittspreise öffentlicher Beobachtungsabend
Gruppentarife für gebuchte Führungen
Besichtigung der Sternwarte
Während der normalen Öffnungszeiten des Wildfreizeitparks ist die Sternwarte für die Wildparkbesucher zugänglich und kann frei besichtigt werden. In der Sternwarte werden auf Projektionsleinwänden Videos zu den Themen Astronomie und Raumfahrt vorgeführt. Beobachtungen finden jedoch keine statt.
60cm-Newton-Spiegelteleskop
Das Hauptteleskop der Solarstrom-Sternwarte ist ein Spiegelteleskop in Newton-Bauweise mit einem Primärspiegel von 60cm Durchmesser und einer Brennweite von 2900 mm.
Das Teleskop ist in einer parallaktischen Gabelmontierung gelagert, dessen Stundenachse parallel zur Erdachse ausgerichtet ist. Schrittmotoren mit elektronischer Steuerung ermöglichen es, die Drehung der Erde auszugleichen und ein eingestelltes Beobachtungsobjekt über Stunden hinweg im Blickfeld zu behalten.
Zusammen mit dem dunklen Himmel in der ländlichen Umgebung garantiert dieses Teleskop auch für ungeübte Beobachter ein einzigartiges Erlebnis. Dieselbe Antriebstechnik, die die Hütte tagsüber der Sonne nachführt, erlaubt es in der Nacht, die Hütte per Handsteuerung oder durch eine automatische Synchronisation mit dem Teleskop in jede gewünschte Richtung zu drehen. Dieser Film zeigt die Bewegungen der Hütte im Laufe einer Beobachtungsnacht.
Bevor das Instrument in Oberreith seine neue Heimat fand, wurde es von dem österreichischen Astronomen Richard Gierlinger erfolgreich zur Forschung nach Kleinplaneten eingesetzt.
110-mm-Refraktor
Zusätzlich zum Hauptteleskop kommt ein Refraktor (Linsenfernrohr) zum Einsatz. Der Refraktor ist auf das Hauptteleskop aufmontiert und dient diesem als Sucherfernrohr, kann aber auch eigenständig verwendet werden, z.B. zur Planetenbeobachtung.
H α-Sonnenteleskop
Seit dem Frühjahr 2011 sind tagsüber auch Sonnenbeobachtungen möglich. Ein mit speziellen Filtern ausgestattetes Teleskop erlaubt die Beobachtung von Sonnenfackeln und Sonneneruptionen (Protuberanzen)
Durch die Dachneigung von 32 Grad, und weil die Sternwarte stets zur Sonne hin ausgerichtet wird, taut Schnee meist schnell ab, so daß auch im Winter gute Erträge möglich sind. Bester Tagesertrag bis jetzt waren pro kwp/10,6 kwh im Jahre 2010. Im Jahresschnitt ist der Ertrag zwischen 18% und 35% höher als bei regionalen Festdachanlagen. Detaillierte Angaben zum Stromertrag finden Sie hier oder hier.
Es wurden 172 Sanyo HIP-210 NHE 5 Solarzellen-Module eingesetzt. Die Umwandlung der Gleichspannung in netzkonforme Wechselspannung erfolgt durch vier Sunny Mini Central 7000TL und zwei Sunny Boy 4200TL HC Wechselrichter im Untergeschoß der Sternwarte.
Nach einer Idee von Sebastian Seidl bei ein paar Weißbier im Herbst 2005 wurde die Solarstromsternwarte im Frühjahr 2006 von ihm zum Gebrauchsmuster angemeldet. In Zusammenarbeit mit Herrn Ing. Bidlingmaier von der Firma Stahlbau Eggert und dem Wildfreizeitpark Oberreith haben wir dieses Projekt im August 2007 verwirklicht.
Nachdem die Photovoltaik-Anlage am Netz war, wurde die Außenfassade aus Lärchenholz in Eigenleistung von GbR- und Vereinsmitgliedern montiert. Danach wurde der Innenraum der Sternwarte ausgebaut.
Detaillierte Informationen über den Solarstrom-Ertrag auf sonnenertrag.eu
Detaillierte Informationen über den Solarstrom-Ertrag auf sunnyportal.com
Der Weg zu unserer Vereins-Sternwarte
Ein erklärtes Vereinsziel war von Beginn an der Bau einer eigenen Sternwarte, mit der wir einem interessierten Publikum die Faszination des Sternenhimmels wesentlich besser vermitteln können als mit mobilen und meist kleineren Teleskopen.
Die Holzkuppel
Bereits im Jahr 2000 erhielten wir die Information, dass im Münchner Stadtteil Forstenried eine alte Gartensternwarte abgebrochen werden sollte. Mit tatkräftigem Einsatz konnten wir noch die Kuppel vor der Vernichtung retten, in den Besitz des Vereins bringen und bei einem Mitglied einlagern. Dort schlummert sie jedoch bis heute.
Der Schiefspiegler
Ursprünglich sollte in der Sternwarte ein vom Verein zunächst angeschaffter Schiefspiegler aufgestellt werden. Nach einigen Jahren wurde dieser aber weiterverkauft, um Geld für ein größeres Teleskop zu beschaffen.
Standort-Suche
Unsere Bemühungen galten seither der Suche nach einem geeigneten Standort. Unser Verein ist im Voralpenland angesiedelt, wo es noch Oasen mit vergleichsweise geringer Lichtverschmutzung gibt. Grenzhelligkeiten von 6,0 mag oder besser sind bei guter Transparenz möglich. Dieses Potenzial wollten wir nutzen, denn Sternwarten in lichtverschmutzten Gebieten gibt es bereits genug. Der Standort konnte daher nur weiter entfernt von größeren Ansiedlungen sein, sollte aber dennoch gut erreichbar und auch ohne übermäßigen Aufwand zu ver- und entsorgen sein. Astronomisch ideale Gebirgslagen, an die wir grundsätzlich auch gedacht haben, schieden bei realistischer Betrachtung aus. Zudem musste eine baurechtliche Genehmigung zu erhalten sein, was in Außenbereichen eher schwierig ist. Und es musste natürlich auch jemand gefunden werden, der uns einen solchen Platz dann auch zur Verfügung stellt. Alle von uns bisher in Erwägung gezogenen Möglichkeiten waren nicht realisierbar, weil eines der genannten Kriterien nicht erfüllt war.
Photovoltaik-Strom soll die Groß-Kuppel finanzieren
Es blieb unserem Vereinsmitglied Sebastian "Wast" Seidl überlassen, uns einen gangbaren Weg aufzuzeigen. Wast beschäftigt sich seit längerem mit der Nutzung alternativer Energien und somit auch mit Fotovoltaikanlagen. Diese werden in neuerer Zeit auch als drehbare Anlagen konzipiert, die dem Sonnenlauf nachgeführt werden, um eine optimale Energieausbeute zu erhalten. Die SOLARUS-Anlage der Firma Eggert Stahlbau aus dem oberschwäbischen Oberstadion besteht aus einer Stahlkonstruktion, die, zu einem Gebäude verkleidet, im landwirtschaftlichen Bereich als Maschinenhalle verwendet wird. So eine Anlage lässt sich, so die Idee von Wast Seidel, auch als Sternwarte nutzen. Das Brilliante an der Idee war die Tatsache, dass sich mit dem Erlös aus dem Stromverkauf der Bau der Sternwarte finanzieren ließ.
Endlich ein Standort gefunden
In der Nachbarschaft des Wildparks Oberreith wohnend, hatte Wast Seidl auch einen passenden Standort ins Auge gefasst. Der Wildpark liegt etwas abseits des Weilers Oberreith, bietet aber Parkplätze, Strom- und Wasserversorgung, Toiletten und auch Räumlichkeiten, die für Vorträge genutzt werden können. Bei Wast Seidl hatten wir schon mehrere Veranstaltungen abgehalten und wussten, dass die Gegend verhältnismässig wenig Lichtverschmutzung aufweist. Der Betreiber des Wildparks plante die Erweiterung seiner Freizeitanlage und sah in einer Sternwarte eine willkommene Bereicherung des Angebotes. Er bot uns einen Platz im Erweiterungsgelände des Wildparkes als Standort an. Die Sternwarte konnte außerdem in die Erweiterung des Bebauungsplanes für die Freizeitanlage aufgenommen werden, eine wesentliche Erleichterung für die Baugenehmigung.
Fördermittel-Versuche
Darüber hinaus hatte Wast uns auch die Tür zum Programm LEADER plus aufgetan. Diese Fördermittel der Europäischen Union sind über so genannte lokale Arbeitsgruppen (LAG) zu erhalten. Die für den Standort Oberreith zuständige LAG, das Mühldorfer Netz, hat unser Projekt positiv aufgenommen. Leider waren wir mit unserem Projekt in die Endphase der LEADER plus Förderphase gekommen, und es konnten keine Fördermittel mehr bewilligt werden. Damit schien das Aus für unsere Hoffnungen gekommen, Enttäuschung machte sich breit. Doch die Allianz mit dem Wild-Freizeitpark machte sich bezahlt. Er wurde zusammen mit Wast Seidl und einigen Interessierten, darunter unsere Vereinsmitglieder Burkhard Ehmke und Thomas Hilger, Teilhaber einer Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts (GbR), welche den Bau und die Finanzierung der Sternwarte übernahm. Da die Firma Eggert auch zu Sonderlösungen für ihre SOLARUS-Anlage bereit war, wurde dort um einen Vorschlag nachgesucht, wie sich das Dach der Anlage öffnen lässt, um einem Teleskop den Blick in den Himmel zu ermöglichen. Spannend wurde noch die Frage der Baugenehmigung. Ursprünglich ohne das Erfordernis einer Prüfstatik erteilt, wurde diese nachträglich doch noch für notwendig erachtet. Die Zeit, welche die statische Prüfung erforderte wurde zu einer zermürbenden Wartezeit. Doch dann war es so weit: Die Bauarbeiten konnten beginnen.
Baubeginn
Mitte Juli 2007 feierten wir den symbolischen ersten Spatenstich. Symbolisch deshalb, weil das Fundament sich bereits der Fertigstellung näherte.
Bau-Fortschritte
Am Vereinsabend am 14. August 2007, den wir nach Oberreith verlegten, durften wir bereits die Tragkonstruktion bewundern. Die Anlage weist mit einer Grundfläche von 10 x 10 Meter beeindruckende Maße aus. Im Prinzip ist es ein Haus, das sich um die eigene Achse dreht. Die Bestückung des Daches mit den Fotovoltaik-Paneelen sowie die Verkleidung mit Lärchenholz waren die weiteren Arbeitsschritte. Die Außenseite der höchsten Wand sollte überdies als Kletterwand dienen. Wast Seidl hat sogar ein Patent zur Solarstromsternwarte beantragt und auch erhalten, denn das Bauprojekt verknüpfte erstmals Solarstrom-Einspeisung in das Stromnetz mit nächtlicher Beobachtung. Zwar beziehen das Hubble-Teleskop und diverse andere Weltraumteleskope ihren Strom ebenfalls von der Sonne, aber sie speisen natürlich nicht ins Stromnetz ein. Die Sternwarten-Kuppel dreht sich auf 4 Schwerlast-Rädern mit je 30 Tonnen Tragkraft. Je 2 davon sind diagonal zueinander angeordnet und werden mit je einem 0,75 kW-Motor angetrieben. Der Drehwinkel wird mit einem Encoder an einem Rad bestimmt. Zweimal täglich wird ein Referenz-Schalter an der Nordmarke in der Bodenplatte überfahren, damit durch Wind und Schlupf der Antriebsräder im Laufe der Zeit keine zu grosse Verdrehung aufsummiert wird.
Teleskop-Suche
Die Instrumentierung der Sternwarte sollte nicht durch die GbR, sondern durch den Verein "Astronomie im Chiemgau e. V." selbst erfolgen. Das Nachfolgeprogramm von LEADER plus heisst LEADER in ELER. Das Mühldorfer Netz bewarb sich wieder um diese neuen EU-Fördermittel. Vom Mühldorfer Netz wurden wir ermuntert, unser Projekt erneut zur Förderung anzumelden. Die Entscheidung, ob das Mühldorfer Netz wieder in die Förderung aufgenommen wird, war für Herbst 2007 zu erwarten.
60cm-Gierlinger-Spiegelteleskop
Überlegungen zum Teleskop, bzw. zu den Anforderungen, die es erfüllen soll, hatten wir bereits angestellt. Ein Instrument, das von seiner Größe her den Dimensionen des Gebäudes nicht entspricht, konnte sich keiner von uns wirklich vorstellen. Im März 2007 haben sich daher einige Vereinsmitglieder mit der Vorstandschaft zu dem österreichischen Teleskopbauer Richard Gierlinger ins oberösterreichische Schärding aufgemacht, um sein 60-cm Newton-Teleskop zu begutachten, das er damals verkaufen wollte, um ein noch größeres Gerät in seiner Sternwarte zu installieren. Wir waren von dem Gerät beeindruckt, leider hat uns das Wetter keine Probebeobachtung gegönnt. Hier ein Bericht von unserem Ausflug.
Dobson-Teleskop
In unsere Überlegungen hatten wir auch ein hochwertiges Dobson-Teleskop auf einer Äquatorial-Plattform, wie es von Tom Osypowski angeboten wird, mit einbezogen.
80cm-Wendelstein-Spiegel-Teleskop
In der Ausgabe April 2008 der Fachzeitschrift "Sterne und Weltraum" war das Teleskop des Wendelstein-Observatoriums zum Verkauf ausgeschrieben. Am 29. April 2008 fuhr deshalb eine kleine Abordnung von uns auf den Wendelstein, um das Teleskop zu besichtigen. Wir wurden von Herrn Dr. Ulrich Hopp und Herrn Wolfgang Mitsch herzlich empfangen. Eindrucksvoll war die Fahrt im Lift von der Station der Zahnradbahn bis direkt in das Observatorium. Wir sind dabei mehr als 100 Meter direkt im Berg hinaufgefahren, wobei wir sehen konnten, wie der Fels an uns vorbei nach unten glitt. Zwei Stunden im Observatorium genügten allerdings, uns ein Bild davon zu verschaffen, was auf uns zukommen würde, sollten wir uns für das Teleskop erfolgreich bewerben. Die Entscheidung drängte, eine Mitgliederversammlung wurde für den 6. Mai 2008 einberufen. Auf der Tagesordnung stand die Frage, ob sich der Verein um das Forschungsteleskop des Wendelstein-Observatoriums bewerben soll, das zu dieser Zeit abgebaut und meistbietend versteigert wurde. Antrieb und Steuerung des Teleskop waren stark erneuerungsbedürftig, zudem handelte es sich um ein amerikanisches Fabrikat, so dass Ersatzteilbeschaffung und Hilfestellung aus den USA sehr aufwändig gewesen wäre. Die Mehrheit der Anwesenden war deshalb der Meinung, dass dieses Teleskop, dessen Aufstellung in der Sternwarte wegen seiner Bauweise zudem einige Kompromisse erfordern würde, die Möglichkeiten des Vereins sprengt.
So kam man wieder auf das Teleskop von Richard Gierlinger zurück. Der 1. Vorstand Oskar Pircher und Sebastian Seidl mussten allerdings von ihren Gesprächen mit Verantwortlichen des Mühldorfer Netzes berichten, dass sich die Entscheidung über die EU-Fördermittel womöglich bis in das nächste Jahr hinziehen würde. Bis dahin wäre das angebotene Teleskop mit großer Sicherheit anderweitig verkauft. Zu den Finanzierungsmöglichkeiten befragt, rechnete Oskar Pircher den Mitgliedern vor, dass man derzeit einschließlich bereits erhaltender Spendenzusagen über ca. 20.000 € verfüge. Für das Teleskop müssten einschließlich Transport ca. 35.000 € aufgewendet werden, um es einsatzbereit aufzustellen. Die fehlenden 15.000 € konnten nicht nur durch Kredit aufgebracht werden. Vielleicht war es das Bewusstsein, eine nie wieder kommende Gelegenheit zu verpassen, das die anwesenden Mitglieder dazu bewog, auf einer spontan in Umlauf gegebenen Liste namhafte Spendenbeträge zu verzeichnen, welche die Mittel des Vereins flugs auf 25.000 € erhöhten. Einige Mittel glaubte man noch auftreiben zu können, so dass der restliche Betrag, der über Kredit zu finanzieren wäre, überschaubar blieb und vor allem in absehbarer Zeit getilgt werden konnte. Der Beschlussvorschlag des 1. Vorsitzenden, auf die EU-Förderung zu verzichten und das Teleskop von Richard Gierlinger zu erwerben, wurde einstimmig angenommen.
Einbau des 60cm-Spiegel-Teleskops
Am 5. September 2008 fuhren einige Vereinsmitglieder nach Rainbach zur Sternwarte von Richard Gierlinger, um ihn beim Abbau des Teleskops zu unterstützen. Die Montierung selbst, sowie der mittlere Rahmen des Teleskops wurden in einem Stück auf einer Euro-Palette fixiert und mit einem Kran aus der Sternwarte gehoben. Die Ladung wurde anschließend auf einem 7,5t-LKW verladen und gesichert. Am Samstag, 6. September - sinnigerweise der 6. bundesweite Astronomietag - brachte der Lastwagen die lang ersehnte Fracht dann endlich an ihren Bestimmungsort nach Oberreith. Dort stand bereits ein weiterer LKW einer örtlichen Baufirma mit einem Kran bereit, so dass die Montierung, die allein etwa 600 kg wiegt, sofort auf den Sockel in der Sternwarte gehoben werden konnte. Die Freude über die glückliche Ankunft setzte so große Motivation frei, dass das Teleskop schon am gleichen Abend für den ersten provisorischen Einsatz bereit war. Möglich wurde das, weil wir von Vereinsmitgliedern eine Steuerung aus Privatbesitz geliehen bekamen. Hierfür herzlichen Dank!
Astronomie im Chiemgau unterhält enge Verbindungen zu mehreren weiteren Sternwarten im Chiemgau und der Region. Diese gehören nicht dem Verein selbst, aber an allen sind Mitglieder des Vereins als Betreuer und Sternführer tätig. Alle Partnersternwarten bieten öffentliche Führungen, Vorträge und Beobachtungsabende an, siehe auch die Webauftritte der einzelnen Sternwarten.
Die Ehrensberger-Sternwarte in Traunstein befindet sich im kirchlichen Bildungshaus St. Rupert in Traunstein und beherbergt einen historischen Zeiss-Refraktor, Baujahr 1912, mit 175 mm Öffnung unter einer 4,5m-Holzkuppel. Hier finden regelmäßig Führungen statt, bei denen die historischen Instrumente der Sternwarte vorgeführt und erläutert werden.
Die Dr.-Johannes-Heidenhain-Sternwarte in Traunreut befindet sich auf dem Firmengelände der Fa. Heidenhain in Traunreut. Die Kuppel auf dem Dach eines Parkhauses beherbergt eines von nur 5 katadioptrischen Spiegelfernrohren 300/3000 System Maksutov/Bowers, die in den 1960er Jahren bei Heidenhain hergestellt wurden. Mehrere Mitglieder des Vereins Astronomie im Chiemgau sind Mitarbeiter bei Heidenhain, auf Anfrage bieten sie Führungen auf der Sternwarte an.
Die Sternwarte Rosenheim steht auf dem Dach des D-Gebäudes der Technischen Hochschule Rosenheim. Sie beherbergt einen Schmidt-Cassegrain-Reflektor vom Typ Celestron C14 und einen apochromatischen Refraktor der Fa. Astrophysics sowie weitere Instrumente. Jeweils Montags finden öffentliche Führungen statt, außerdem veranstaltet die Hochschule eine öffentliche Vortragsreihe mit bekannten Wissenschaftlern als Referenten.