Weil ich eventuell am Sonntag einen Termin habe, komme ich bereits am Donnerstag, den 10.09. gegen 17h im Hotel Alpe am Almberg an. 2 andere Astronomen sind schon da, die aber wegen dem kalten, starken Wind nichts machen wollen. Ich baue meine Ausrüstung im Windschatten des Hotels auf und schaue mir erst ein paar bekannte Objekte an, fotografiere dann aber wegen dem Wind nur mit Objektiv in der Milchstraße herum. 90 Minuten Belichtung in 3-minütigen Einzelbelichtungen vom Nordamerika-Nebel sind für die Katz, weil ich die Linse nicht kontrolliert habe, sie ist bereits nach 6 Minuten beschlagen. Also Abbruch 🙁
Am Freitag nach ausgiebiger Radtour an der tschechischen Grenze entlang sind dann auch die ersten Astronomen am Berg eingetroffen, gut 25 Autos stehen da. Sehr schöne Eigenbauten gibt es zu bestaunen, von der Präzisions-Schwerlastmontierung bis hin zum Edel-Dobson. Highlight war der 700 kg schwere 28-Zoll-Dobson von Wolfgang Hartmann (Foto).
Ich baue mein Equipment an der Fotofront auf. Neben mir ein junger Mann aus Leipzig mit einem im Eigenbau aus einem Lüftungsrohr gefertigten 6-Zoll-Dobson. Ich schaue natürlich sofort durch, finde das spannend. Ich erfahre von ihm, daß er gerade einen 32-Zoll-Dobson fertiggestellt hat, es fehle nur noch ein Schliff am Spiegel und die Beschichtung.
Fotografisch geht erst mal nichts, weil die Durchsicht in ca. 10-minütigem Rhythmus zwischen super und schlecht wechselt.
Mein persönliches Highlight ist der 18-Zoll, F4,3 Eigenbau-Dobson von Martin Brückner, der mich um 24 Uhr einlädt, mit ihm zu spechteln. Ein Gitterrohr-Dobson mit selbigen im Kleinformat als Sucher, eine selbstgebaute äquatoriale Plattform mit Nachführung. Perfekt, um sich auf den Zentralstern des Ringnebels in der Leier zu konzentrieren. Neben dem Okular ein Drehknopf für schnellen Filterwechsel, z.B. O III, H-Beta.
Wir beobachten Objekte wie NGC 891, M1, Cirrus, Andromeda, Dreiecksnebel, die Plejaden, M 82/81 und eine Handvoll schwacher Objekte, die ich nicht beim Namen weiß. Von Martin kommen Sprüche: „Boah, das knallt voll ins Auge! Schau mal!“ Aber ich sehe erstmal gar nichts. Dann langsam nehme ich ein Nebelchen wahr, und nach einigem Wechseln der Filter erkenne ich das Objekt dann endlich.
Um 3.15 steht dann schon Orion über dem Horizont. Das ist das krönende Objekt zum Abschluss. Ich kann vor Müdigkeit nicht mehr stehen.
Ich habe diesmal erlebt, daß mich der Sternenhimmel geblendet hat. Um einige sehr schwache Nebelstrukturen besser sehen zu können, mußte ich die Hände zum Abschirmen benutzen wie bei der Sonnenbeobachtung!
Bericht & Fotos: Sven Sommer